Templermord auf Burg Schlanstedt
„1311 wurden auf der Burg Schlanstedt zwölf Tempelherren ermordet,
wovon später ein Zimmer derselben die rothe Tempelherren-Stube benannt
wurde .So erhielt nun auch der Graf Heinrich von Regenstein
1311 den geheimen Befehl, alle Tempelherren in seinem Gerichtsbezirke
zu vertilgen. Zwölf derselben, auf die Burg Schlanstedt zu gemeinschaftlichen
Rittermahle geladen, ihr Verhängnis nicht ahnend, erschienen
in ihrer prachtvollen Ordenskleidung und Rüstung. Der alte Graf Heinrich
hatte seine Ritter, Knappen und Diener vor dem Esser mit dem geheimen
Befehle bekannt gemacht, und sie zur Aufmerksamkeit auf irgendeine sich
nach dem Mahle darbietende Gelegenheit ermuntert; auch die Tafel im
Zimmer so geordnet, dass zwischen jedem Paare seiner Ritter ein Tempelherr
saß. Einige Namen der damals gegenwärtigen Ritter hat die Geschichte aufbewahrt.
Graf Heinrich senior hatte zur Seite seiner einzige Tochter Mechthildis,
zur andern Seite den Ritter Bruno von Gufledt, Johann Schenk, Ludolph
genannt der Reiche, Jordan von Neindorp, Johann und Ludolph von Ierksem,
Brüder, Albert und Rudolph Spiegel, Adrianus von Aderstede, Heinrich von
Schoweu (Schauen), Heinrich von Thyllinge (Zilly), Johann von Herfesem,
Friedrich von Schlanstedt, des Grafen vier Söhne: Heinrich, Olrik, Sifrid
und Gerhard, und Andere, namentlich nicht Verzeichnete.
Als das Mahl, unter Erzählungen ritterlicher Abenteuer, fröhlich vollendet,
die Humpen schon einmal geleert und wieder gefüllt waren, und es lauter
ward beim Trunke, da gab der alte Graf seiner Tochter einen Wink, sich zu
entfernen, und sie, nichts wissend von der Männer Rath und Vorhaben, ging,
gegen alle sich freundlich verbeugend, hinweg.
Da äußerte sich über der sittsamen Mechthildes bescheidenes Hinausgehen
ein üppiger Tempelherr unanständig in Worten und Mienen. Sogleich erhob
sich Bruno von Gustedt, dem Unbescheidenen zur Seite, und mit ihm alle
Ritter, Knappen und Knechte, und hieben sie alle Zwölfe nieder auf des
Kaisers Majestät und des heiligen Papstes Gebot, so daß das ganze Zimmer
schwamm vom rauchenden Blute, wie ein Teich am herbstlichen Morgen.
Seitdem nennt man noch jetzt dieses Zimmer auf dem Amte Schlanstedt
die rothe Tempelherren-Stube.“.
Quelle: (Kunze, S. 115 – 116f)